Sie ist nicht allein
Soll man sie zulassen, die Freude? Das vom längst ernüchterten Blick auf die Welt doch nicht ganz getilgte Glücksgefühl, wenn plötzlich Energien zusammenschiessen, um einem in Not geratenen Menschen beizustehen? Denn solches geschieht derzeit im Falle der Mitte August inhaftierten türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan, die wegen ihrer Arbeit für die prokurdische Tageszeitung «Özgur Gündem» der «Volksverhetzung» und «Propaganda für eine illegale Organisation» bezichtigt wird.
Es ist nicht das erste Mal, dass Asli Erdogan in der Türkei aufgrund ihrer publizistischen Tätigkeit unter Druck gerät. Deshalb verschafften die Aufenthalte in Zürich, Graz und Krakau, wo sie in den vergangenen Jahren als Gastautorin eingeladen war, der feinnervigen und gesundheitlich angeschlagenen Schriftstellerin immer auch dringend benötigte Atempausen. Dass diese Städte in der Solidaritätskampagne für Asli Erdogan nun eine prominente Rolle spielen können, muss nicht erst betont werden.
Zürich wird aktiv
Nachdem der Grazer Bürgermeister schon vergangene Woche interveniert hatte, stellt sich jetzt auch der Zürcher Stadtrat hinter die Schriftstellerin. Am Mittwochabend berichtete Stadtpräsidentin Corine Mauch im Gemeinderat, dass man in einem sorgfältig ausformulierten Schreiben an die Repräsentantin des türkischen Generalkonsulats gelangt sei und – verbunden mit der Bitte um genaue Informationen – der Besorgnis über die Verhaftung und den Gesundheitszustand der Autorin Ausdruck gegeben habe. Während ein Repräsentant der SVP es für richtig hielt, die humanitäre Geste zu tadeln, riefen Vertreter der Grünen und der AL zu noch energischerem Handeln auf. In Krakau haben derweil mehrere Kulturinstitute eine eigene Online—Petition für Asli Erdogan lanciert, und die grosse Solidaritätsbekundung auf Change.org wurde mittlerweile fast 30 000 Mal unterzeichnet.
Türkische Autorin Asli Erdogan
http://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/solidaritaet—fuer—asli—erdogan—sie—ist—nicht—allein—ld.114366
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