Zürcher Stadtrat verlangt Antworten zur Inhaftierung
Der Zürcher Stadtrat hat in einem Brief an die Repräsentantin des türkischen Generalkonsulats seine Besorgnis für die Verhaftung der türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan ausgedrückt. Dies erklärte Stadtpräsidentin Corine Mauch in einem Votum im Zürcher Gemeinderat am Mittwochabend.
Informationen zu Gesundheitszustand verlangt
Erdogan lebte von Dezember 2011 bis Juni 2012 in der Limmatstadt als Writer in Residence. Die Schriftstellerin sei engagiert und weltoffen, erklärte Mauch in ihrem Votum. Zudem habe sie zu einem positiven Austausch zwischen Schweizern und Türken beigetragen. «Der Stadtrat hat deshalb Informationen über die Inhaftierung und den Gesundheitszustand Erdogans verlangt.» Mauch äusserte zwar Verständnis für die Reaktion der Türkei nach dem Putsch — dies aber nur, solange sich diese in rechtsstaatlichen Bahnen bewege. Der Stadtrat befürchte jedoch, dass die Fortschritte, welche die Türkei in den letzten Jahren gemacht habe, nun wieder zunichte gemacht würden.
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Das Vorgehen des Stadtrats rief im Gemeindeparlament kritische Reaktionen hervor. SVP—Gemeinderat Roger Liebe befand, das Schreiben des Stadtrats sei schon ein starkes Stück. Es sei doch nicht Aufgabe der Stadt, Aussenpolitik zu betreiben. Wenn sie das wolle, könne Mauch ja das Amt von Aussenminister Didier Burkh übernehmen.
Aufforderung zur Intervention
Zum Handeln forderten den Stadtrat dagegen die Grünen und die AL auf. In einer gemeinsamen Fraktionserklärung verlangten sie, bei der türkischen Regierung zu intervenieren und die Freilassung von Erdogan zu fordern.
Die türkische Schriftstellerin war Mitte August in ihrer Wohnung in Istanbul festgenommen worden. Dies, weil sie sich immer wieder kritisch über die Situation in ihrer Heimat äusserte und weil sie Mitglied des beratenden Gremiums der kurdischen Tageszeitung «Özgür Gündem» war; diese wurde im Zuge der rabiaten Säuberungsmassnahmen der türkischen Regierung gerichtlich verboten. 23 Journalisten der Zeitung wurden in Untersuchungshaft genommen.
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