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Preis für eine mutige Frau

Anstifter und DIDF haben am Sonntag Asli Erdogan mit dem Friedenspreis ausgezeichnet. Die türkische Autorin schreibt auch über Menschenrechtsverletzungen – das hat sie sogar ins Gefängnis gebracht.

Stuttgart — Alsi Erdogan ist eine starke Frau. „Sie ist ungeheuer mutig“, sagte die Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Abendroth, die sich seit Jahrzehnten für die Menschenrechte engagiert und die Laudatio auf die Preisträgerin hielt. Denn Erdogan schreibt und publiziert – auch solche Dinge, „Wahrheiten“, wie Abendroth es nennt, die die Regierung in der Türkei nicht gut heißt. Sie schreibt über Unterdrückung, Folter, Menschenrechtsverletzungen. Im August 2016 ist Asli Erdogan deswegen inhaftiert worden. 132 Tage musste sie im Gefängnis verbringen, bevor ihre Freisetzung erwirkt werden und sie aus der Türkei ausreisen konnte. Seit einigen Wochen lebt die Autorin in Frankfurt, im Exil sozusagen.

Erdogan ist eine zierliche Frau, wirkt fast schon zerbrechlich. „Aber sie ist unheimlich wortgewaltig. Ihr Schreibstil ist einfühlsam, emotional. Das geht einem ans Herz“, sagte Abendroth. Erdogans neustes Buch ist zweisprachig erschienen – auf türkisch und deutsch.

Asli Erdogan lässt sich nicht einschüchtern

In die Liste der Preise und Auszeichnungen für ihre Bücher und Publikationen reiht sich nun der Stuttgarter Friedenspreis der Anstifter ein, den die Organisation zusammen mit der Föderation der Demokratischen Arbeitervereine (DIDF) Erdogan am Sonntag verliehen hatte, am internationalen Tag der Menschenrechte.

„Wir verstehen uns als Teil der Zivilgesellschaft, die den Mund aufmacht und auf couragierte Menschen aufmerksam macht“, erklärte Annette Ohme—Reinicke, die Vorsitzende der Anstifter. Das Recht auf Meinungsfreiheit sei in Europa zwar seit der Französischen Revolution verankert, aber Versuche, sie einzuschränken, gebe es viele. „Asli Erdogan tut ihre Meinung kund. Sie lässt sich nicht einschüchtern. Das ist richtig so.“ Sidar Carman von der DIDF, die auf deutsch und türkisch durch den Abend führte, ergänzte: „Meinungsfreiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen täglich dafür kämpfen. Viele bezahlen diesen Kampf mit ihrer Freiheit, manche gar mit ihrem Leben.“ Die Preisträgerin selbst schaffte es wegen eines Verkehrsunfalls nicht zur Preisverleihung ins Stuttgarter Theaterhaus. An ihrer Stelle nahm ihr Verleger Wolfgang Ferchl die Auszeichnung entgegen.

https://www.stuttgarter—nachrichten.de/inhalt.anstifter—zeichnen—asli—erdogan—aus—preis—fuer—eine—mutige—frau.0c1d504d—6727—4c3a—b595—7ece74d38f30.html

10.12.2017
Von Sandra Hintermayr


 

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